Die Geister, die ich rief …

oder: Crossdressing für Anfänger

Zugegeben … ich hab im Verstand meines submissiven Partners eine Reihe Türen aufgeschubst. Bei einigen hab ich nur rein gespickt, andere habe ich weit aufgestossen. Dinge, die er so nicht erwartet hat, die er sich nicht vorstellen konnte, die er bislang in seinem Leben für nicht wirklich denkbar hielt. Einige davon haben seine Einstellung zu Beziehungen und seinem bisherigen Lebensentwurf verändert, haben uns beiden eine neue Intensität geschenkt und manche haben ihn verwirrt. Und mich auch. Zutiefst.

Zuerst war´s nur ein Spielchen, meiner Ansicht nach schadet es Männern nicht, High Heels zu tragen und ihre Lust daran auch mal mit schmerzenden Füssen zu bezahlen. Auch das verschämte Grinsen, wenn sie gezwungen werden Nylons zu tragen, reizt meinen Spieltrieb. Aber zu erkennen, dass es für ihn mehr ist als das, mehr als ein Spiel, hat mich erschreckt, verwirrt und mich gezwungen mich mit einem Thema auseinander zu setzen, das bis dahin von mir übergangen wurde. Obwohl ich gerne mit Geschlechterrollen spiele und mich in dem Punkt für offen und tolerant halte, habe ich für mich das Crossdressing bei einem potentiellen Partner abgelehnt. Damenwäscheträger – never ever. Androgynität, Metrosexualität, alles schön und gut, aber für mich bitte klare Kante. Ich mag Männer in meinem Bett. Ich mag Frauen in meinem Bett. Punkt.

Und doch ist es so wie es ist. Mein devoter Kerl, der sehr überzeugend ein Mann ist, hat eine weibliche Seite. Hinter einer der Türen, die ich mit einer leisen Vorahnung im Gepäck geöffnet habe, war dieser feminine Anteil seines Ichs versteckt. Ohne das es ihm bewusst gewesen wäre. Ohne den ausgesprochenen Wunsch ihn kennenzulernen. Und diese Seite will er jetzt ausleben. Zu Recht und mit meinem vollen Einverständnis … schliesslich hab ich sie ans Licht gezerrt und ihn mit einer gewissen Schonungslosigkeit damit konfrontiert.

Nur, was ist mit mir? Wie will ich damit umgehen? Wie viel Frau kann ich ertragen, wie konsistent muss sie für ihn sein? Wie wird sich unsere Beziehung dadurch verändern? Wie soll ich mit meiner straighten Sexualität damit umgehen? Kann und will ich, wenn´s auch nur ab und an ist, auf den Mann an meiner Seite verzichten? Welche Veränderungen kann ich tolerieren, welche akzeptieren? Welchen Einfluss wird das auf mein weibliches Selbstverständnis haben? Und wie soll ich jemals damit leben, dass er bei H&M in jedes verdammte Teil rein passt und damit auch noch gut aussieht?

Fragen, die ich mir erst gestellt habe, als ich erkannt habe, dass dieser in ihm schlummernde, überaus submissive weibliche Wesensteil, wahrhaftig und echt ist. Das Spiel mit der Geschlechterrolle hat den Selbstzweck verloren und hat uns beiden einen anderen, tieferen Sinn offenbart. Es wird unser gemeinsames Leben verändern, zumindest ist das mein aktuelles Gefühl dazu. Trotz aller unterschwelligen Fragen und vielleicht auch unausgesprochenen Zweifel, kann ich mich nicht ohne ihn denken. Und als ich ihn das erste Mal komplett verwandelt gesehen habe, ihn als Felia in tiefer Hingabe erlebt habe, habe ich eine Entscheidung für unseren gemeinsamen Weg und unser Leben getroffen. Eine Entscheidung, die uns beide strahlen lässt.

4 Gedanken zu “Die Geister, die ich rief …

  1. Ich kenne diese Gedanken, habe genau den gleichen Weg beschritten. Wenn meine devoten Kerle das gerne machen, dann freue ich mich daran und dann ist es im Spiel auch Teil der Gründe für meine eigene Lust. Erlaubt ist, was beiden Spaß macht … 🙂
    Und Nylons und Co tagsüber im Büro getragen, ergeben einen sehr interessanten Tag für beide Seiten 🙂

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