Thou winter wind

Ich liebe Winter, wenn es draussen kalt wird, geht mein Herz auf. So richtig kuschelig warm wird es mir, wenn die Welt in Schnee versinkt, es darf auch gerne mal mehr als ein Meter sein. Ich mag auch den Frühling, keine Frage, aber da drohen am Horizont der Heuschnupfen und die heissen Tage des Sommers, die ich in ihrer Trägheit ermüdend finde. Erst wenn die Tage kürzer werden und der Herbst kommt, wird es besser. Nebel, kahle Bäume und eine ganz andere Art der Stille. Wunderschön.

Was mir aber wirklich den Winter vermiesen könnte, wenn ich nicht so ein duldsames und ausgeglichenes Geschöpf wäre, ist mein Auto. Er heisst Ludwig. Wie der König der ins Wasser ging. Sie sind seelenverwandt, es regnet nämlich in seinem Inneren. Ein warmer Sommerregen stört mich im Auto nicht sehr, auch wenn es gelegentlich irritiert, dass es drinnen und draussen gleichermassen feucht ist. Im Winter aber kristallisiert sich jeder Tropfen Wasser, das mein Ludwig wie ein Schwamm aufzusaugen scheint, an den Scheiben. Innen.

Aussen auf den Scheiben ist kein Hauch von Eis, aber im Inneren des kleinen Ludwig fühlt man sich wie in einer Gletscherhöhle. Wo man hinsieht ist alles mit einer renitenten, hauchdünnen weissen Schicht überzogen. An manchen Tagen wachsen sogar klitzekleine Eiszapfen an der Innenraumbeleuchtung. Faszinierend und enervierend zugleich. Es gibt keinen Morgen an dem ich nicht gefühlte Stunden damit verbringe, das Innere der Scheiben vom Eis zu befreien. Aber ich werde mich nicht beugen und meine Liebe zum Winter aufgeben, oh nein. Ich nicht. Ich habe Enteiser-Spray gekauft und warte nunmehr geduldig, bis die Eisschicht sich in Wohlgefallen auflöst, nur um sich am nächsten Tag unbeeindruckt wieder abzulagern. Aber es gibt mir zumindest die Muße mich an ein wunderbares Gedicht von Shakespeare zu erinnern …

Blow, blow, thou winter wind
Thou art not so unkind
As man’s ingratitude;
Thy tooth is not so keen,
Because thou art not seen,
Although thy breath be rude.

3 Gedanken zu “Thou winter wind

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