Alles in Obi…

Eigentlich flirte ich nicht, denn dank meiner… ähm… sagen wir mal “sexuellen Prädisposition“ hat es sich als sinnvoller herausgestellt, diese Art der Kontaktaufnahme zugunsten einer etwas rustikaleren Form der Interessensbekundung aufzugeben. Dazu kommt, dass mich Leute normalerweise nicht anlächeln. Warum auch, ich bin weder eine exotische Landschildkröte noch ein blondes Kleinkind.

Und trotzdem… also da bei Obi… trifft mich ein perfektes und absolut umwerfendes Eiskaltes-Radler-an-einem-verdammt-heißen-Tag-Lächeln. Mich, die ich aussehe, als wäre ich ein ausgesetzter Malerlehrling. Hilflos und verwirrt vor einem Regal mit Farben, deren Namen sich ganz sicher ein schwuler Innenarchitekt ausgedacht hat… Wie kann denn das passieren? Also wieso bitte mir?

Ohhh ja… selbstverständlich hab ich die glänzenden schwarzen Haare und die dunklen Augen zur Kenntnis genommen, auch die perfekte Größe und den sagenhaften Hintern. Vielleicht eine Spur zu jung für mich, aber wer wird schon so kleinlich sein. Während ich mich geflissentlich daran versuche ein stinknormales Dunkelgrau ausfindig zu machen.. dank des Innenarchitekten heißt das aber völlig anders… merke ich, dass ich in sanfter Grenzdebilität zurücklächle. Meine Aversion gegen den Feld- Wald- und Wiesenflirt steigt in mir auf und ich denke mit leisem Bedauern: “Was solls, ich steh ja eh nicht auf den Latino-Schmelz.“ und bemühe mich um ein wohlgefälliges in-Luft-auflösen.

Ich trödel ein wenig durch den Baumarkt, gönne ich mir einen Ausflug zu den Eisenwaren und während ich überlege, ob ich nicht doch noch 3 oder 4 Meter Edelstahlkette für einen noch nicht bekannten Zweck brauchen könnte, höre ich diese sensationell rauchige Stimme hinter mir sagen: „Du siehst aus wie ein kleines Kind im Spielwarenladen.“ Ohne mich umzudrehen teile ich der unglaublichen Stimme mit, dass ich allerdings wirklich gerne Spiele spiele, die nur ganz sicher nichts für Kinder seien. Das Lachen an meinem Ohr macht mir bewusst, dass ich außer den Nackenhaaren ganz offensichtlich noch eine Menge mehr kleine Haare habe, die sich vor Begeisterung aufstellen können…

Während wir uns unterhalten, bin ich ähnlich gebannt wie das vielbemühte Kaninchen vor der Schlange… dadurch nur leider nicht gelähmt genug um nicht noch einen Kasten voller Schrauben runter zu werfen und mich heftigst in einem Absperrband zu verheddern… aber immerhin, ich hab geflirtet, als würde ich mein Leben lang nichts anderes tun. Und fast so, als würde ich es mögen. Oder können. Oder vielleicht sogar beides.

Während wir uns in Zeitlupentempo zur Kasse bewegen, nutze ich noch die Gelegenheit um in meiner nonchalanten Unbeholfenheit noch einen Stapel Werkzeugkästen umzunieten und genieße den entzückenden Anblick, wie sich mein Flirt tief… sehr tief… bückt um mir beim Aufsammeln zu helfen. Allein für diesen Anblick hat sich jedes einzelne Wort gelohnt… jedes… jeder Buchstabe eigentlich… und jeder einzelne meiner sehr unanständigen Gedanken, was ich mit diesem atemberaubenden Wesen alles anstellen könnte… im Baumarkt… entdecke die Möglichkeiten. Yes Sir.

Der Abschied – schwierig… keiner will so recht gehen, bis ich mich eher zufällig daran erinnere, dass im Auto ja die Hundewurst auf mich wartet und er sicher nicht auf dem Parkplatz übernachten will. Erst als ich das Auto aufschließe, merke ich, dass ich völlig vergessen habe, nach ihrer Telefonnummer zu fragen…

Ob ich die wohl auch bei Obi finde?

5 Gedanken zu “Alles in Obi…

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